Naftali Fürst und Tova Wagmann besuchen Volkmarsen
Auf Einladung des Vereins Rückblende verbrachten Naftalie Fürst und seine Frau Tova Wagmann drei Tage in Volkmarsen und Bad Arolsen.
Nachdem die aus Haifa stammenden Gäste von Mitgliedern der Rückblende in Buchenwald, wo sie an der Feier der Befreiung vor 80 Jahren teilnahmen, abgeholt wurden, ging es zuerst nach Arolsen ins Hotel.
Am Dienstag standen gleich mehrere Höhepunkte auf dem Programm: Am frühen Nachmittag wurde das Hüneberg-Haus mit Ausstellungen und Mikwe besichtigt, Fragen zum Verein beantwortet und sich mit Mitgliedern der Rückblende bekannt gemacht.
Anschließend ging es ins Rathaus zu Hendrik Vahle, dem Bürgermeister von Volkmarsen. In lockerer, entspannter Atmosphäre tauschte man die wichtigsten Informationen zum Ort aus. Naftali Fürst bestach schon hier mit seiner Präsenz und Lebensfreude. Dann folgte der Eintrag ins „Goldene Buch“ der Stadt Volkmarsen. Der erste Eintrag in hebräischer Sprache wurde sogleich für die Anwesenden übersetzt. Herrn Fürst und seiner Frau sei es eine Ehre...
Nach einer kurzen, mit interessanten Gesprächen gefüllten Pause, ging es zum „Zeitzeugengespräch“ in die Nordhessenhalle
Es war für alle Beteiligten überwältigend, welch großes Interesse es am Thema und dem Zeitzeugen gab. Im Vorfeld waren bereits optimistisch 150 Stühle gestellt worden. Der Hausmeister sollte noch lange beschäftigt sein mit dem Holen weiterer Stühle. Letztendlich fanden sich ca. 300 Besucher ein. Was dann folgte, waren 90 Minuten, die es in sich hatten. Nach dem Abspielen eines kurzen Films zu Buchenwald und dem Kinderlager, in dem Naftali Fürst überlebte, übernahmen Schüler des Hüffert-Gymnasiums aus Warburg die Regie. Sie hatten sich sehr gut auf das Gespräch vorbereitet. Ihre Fragen gingen unter die Haut. Erst recht aber die Antworten von Herrn Fürst. Er ließ sich tief in seine Seele blicken...
Am Mittwoch stand der Besuch der „Arolsen Archives“ im Zentrum. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung und einem Rundgang durch die Ausstellung gingen die Gäste aus Haifa auf Entdeckungssuche. Sie hatten verschiedene Namen, zu denen sie Nachforschungen anstellen wollten, vorbereitet. Natürlich konnte Herr Fürst auch seine eigene Akte aus dem Archiv einsehen. Er und Frau Wagmann zeigten sich sichtlich beeindruckt.
Sonderausstellung zum Thema "Buchenwald und Vortrag von Herr Ramme zu Mittelbau Dora
Mit einer Vernissage wurden die beiden aktuellen Ausstellungen zum Thema „Buchenwald“ im Gustav-Hüneberg-Haus eröffnet.
Dr. Werner, 1. Vorsitzender der Rückblende und einer der Ausstellenden, erläuterte in seiner Rede die Motivation des Vereins, sich in diesem Jahr besonders dem Thema „Buchenwald“ zuzuwenden. Vor 80 Jahren, am 11. April 1945, wurde das KZ Buchenwald befreit.
Mit sehr eindrücklichen Fotografien des Konzentrationslagers von Wolfgang Werner und Werken der Künstler des Kunstateliers der Lebenshilfe in Weimar/Apolda wurde ein interessanter Spannungsbogen geschaffen
Die Künstler aus Weimar haben sich, laut ihrer Leiterin Frau Romaniec, bewusst dafür entschieden, keine Bilder über das KZ Buchenwald zu malen, sondern sich mit dem Thema Bäume und deren Bedeutung für die Menschen auseinanderzusetzen. Die Gegensätzlichkeit der Objekte macht die Ausstellung sehr lebendig.
Musikalisch begleitet wurde die Vernissage mit Klezmermusik vorgetragen von Maren Grünhaupt, Renate Walprecht, Gudrun Dietrich-Simon und Jacqueline Seitz.
Der Vortrag von Peter Ramme aus Landau zum Thema Mittelbau-Dora setzte an diesem Nachmittag einen weiteren Akzent zu „Buchenwald“.
Mittelbau-Dora war eine Außenstelle von Buchenwald. Peter Ramme schilderte ergreifend, was sich dort abspielte. Er äußerte sich eingehend zu seiner persönlichen Eingebundenheit. Nachdem er im Alter von 16 Jahren erfuhr, dass er adoptiert war, machte er sich auf die Suche nach seinen Eltern. Er fand heraus, dass er der Sohn des Leiters von Mittelbau-Dora war. Das löste eine lange Recherche zu Thema aus, dessen Ergebnisse er an das interessierte Publikum weitergab.
„Du bist Spitze!"
Daniele Sommer, Vizepräsidentin des Hessischen Landtags, hat 14 Frauen aus dem Landkreis für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet, darunter Christel Flore, die sich ganz besonders um unser Buchcafe kümmert. Wir gratulieren und bedanken uns für ihren Einsatz!
(Hier finden Sie den Hinweis auf den Bericht der WLZ dazu)
Autorenlesung Viktor Funk
Feierliche Verleihung des Bundesverdienstorden an Dr. Wolfgang Werner
Der 1. Vorsitzende der Rückblende erhält das Bundesverdienstkreuz!
Mit ihm freuen sich Mitglieder des Vorstands und des Beirats. Mit seiner engagierten Arbeit hat Dr. Werner dem Verein aus einer schwierigen Zeit geholfen. Inzwischen ist die Rückblende wieder gut aufgestellt, präsentiert sich als aktiver Verein.
Viele Ideen, die sich mit der Herzensangelegenheit des Vereins, dem „Nichtvergessen“ befassen, konnten realisiert werden bzw. werden umgesetzt. Eine lebendige und motivierte Schar an Unterstützern hilft dabei tatkräftig.
Lieber Wolfgang, vielen Dank!!!
„Erinnerungen“ Ragnhild und Paulander Hausmann erzählen aus ihrem Leben


Ein echtes Zeitzeugengespräch war es. Paulander Hausmann, Jahrgang 1934, und seine Frau Ragnhild, Jahrgang 1943, hatten viel zu erzählen aus ihrem sehr ereignisreichen Leben.



Paulander wurde in eine Familie hineingeboren, die „jüdisch versippt“ war. Mit dem politischen System der Nazis im Einklang zu leben, war für sie erst sehr schwierig und schließlich unmöglich. Sie wanderten nach Holland aus. Nicht alle Familienmitglieder konnten rechtzeitig Deutschland verlassen. Zwei seiner Tanten wurden im KZ ermordet. Nach dem Krieg kamen sie zurück in ihre alte Heimat.
Ragnhilds Sozialisation verlief sehr anders. Ihr Vater war strammer Nazi und führte als Bürgermeister ein strenges Regiment. Das beeinflusste natürlich Ragnhild und ihre Geschwister. Nach dem Krieg wurde er inhaftiert. Die Mutter war mit den Kindern auf sich alleine gestellt. Man lebte in einem Lager. Es dauerte lange, bis wieder ein einigermaßen „normales“ Familienleben möglich war.


Zwei so unterschiedliche Lebenslinien verknüpften sich. Beide lernten sich in Heidelberg kennen und lieben. Ragnhild, die sich zeitlebens sehr kritisch mit ihrem Vater auseinandersetzte, wandte sich gegen jede Form von Faschismus. Paulander und sie entschieden sich für eine „alternative“ Lebensform. Sie gründeten mit anderen den Laurentiuskonvent in Wethen. Dort wurde Gleichheit, Solidarität, Offenheit und Toleranz gelebt. Außerdem setzte man sich für den Frieden auf der Welt ein.
Ragnhild und Paulander leben heute noch in Wethen, sind dem Konvent sehr verbunden und setzen sich auch weiterhin für dessen Werte ein.
Würdevolles Gedenken auf dem jüdischen Friedhof in Volkmarsen
Zum Holocaust-Gedenktag – in diesem Jahr der 80. Jahrstag der Befreiung des KZ Auschwitz, lud der Verein Rückblende auf den jüdischen Friedhof in Volkmarsen ein. Kerzen erleuchteten den Weg zum Mahnmal. Dort versammelten sich die zahlreich Erschienenen.
Begrüßt wurden sie musikalisch von Yvonne Schmidt-Volkwein, Anne Petrossow und Renate Walprecht mit dem Lied „Abendgrüße“. Die anschließende mündliche Begrüßung übernahm Dr. Wolfgang Werner, der 1. Vorsitzende der Rückblende.
Bürgermeister Vahle betonte in seiner Ansprache, wie wichtig das Gedenken am heutigen Tag sei. Was geschehen ist, dürfe nicht vergessen werden. Da es nur noch sehr wenige Zeitzeugen gibt, sei es umso wichtiger, dass die Erinnerung und das Mahnen durch beispielsweise die Rückblende aufrecht erhalten wird. Er dankte dem Verein für seine Arbeit.
Diakon Alexander von Rüden beleuchtete das Gedenken aus einer anderen Perspektive. „Und vergib uns unsere Schuld“ war das Thema seines Vortrages. Er spürte aus theologischer Sicht der Frage nach, wie lange Schuld auf uns lastet. Die Bibel gibt dazu einige Anhaltspunkte. Schuld laste über mehrere Generationen auf den Schultern der Nachkommen. Doch diese Schuld könne wahrgenommen werden als Verantwortung für das eigene Handeln. Dafür einstehen, dass so etwas nicht wieder möglich ist. Von Rüden verwieß auf Parallelen zur aktuellen gesellschaftlichen und politischen Situation, denen man sich entgegenstellen müsse.
Nach dem Liedvortrag „Shalom aleichem“ wurden von Mara Flore und Antonia Blume sehr eindrucksvoll die Namen der Opfer aus Volkmarsen verlesen. Wie wohltuend, junge Menschen bei so einer Veranstaltung dabei zu haben!
Anschließend gedachte Arno Walprecht mit ergreifenden Worten dem verstorbenen Beiratsmitglied Christian Holtgreve. „This world is not my home...“ lieferte den passenden musikalischen Rahmen.
Dr. Wolfgang Werner verabschiedete die Besucher und bedankte sich bei allen Mitwirkenden.
Hier können Sie den Text „Und vergib uns unsere Schuld" lesen.